Alunorf in Neuss, das weltgrößte Aluminiumwalz- und -schmelzwerk, plant, neue Glühöfen im Kaltwalzbetrieb zu bauen und mit einer höchst energieeffizienten Online-Prozessteuerung auszustatten. Jedes Jahr soll die Innovation gegenüber den Altanlagen rund 4,9 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom und 9,8 Millionen kWh Erdgas einsparen, was zur Vermeidung von Emissionen im Umfang von 8.300 Tonnen CO2 führt.
Bisher können die Glühöfen nur mit Bandrollen (Coils) befüllt werden, die nach dem Walzen abgekühlt sind. Abkühlen, um sie wieder aufzuheizen? Das klingt nicht nach hoher Energieeffizienz, aber ist heute notwendig für einen sicheren Prozess, bei dem die Temperaturführung nur für den gesamten Ofen erfolgt und sich nach metallurgischer Erfahrung und von Versuchen abgeleiteten Einstellungen richtet.
Der neue Prozess hingegen soll die jeweiligen Temperaturen sowohl an mehreren Stellen im Ofen messen als auch an den Coils, bevor sie in den Ofen kommen. In Echtzeit errechnet das neue Programm die Energiemenge, die individuell zum Glühen jedes einzelnen Coils benötigt wird. Nach der Beladung steuert es die Beheizung der jeweiligen Ofensektionen und erzeugt exakt die nötige Hitze - nicht mehr.
„Wir werden den derzeitigen Verlust an Restwärme beim Abkühlen der Coils ebenso vermeiden, wie wir den Verbrauch an spezifischer Energie für unsere Glühöfen reduzieren. Es ist ein hervorragendes Miteinander von Einsparungen bei Kosten und Emissionen, gut fürs Ergebnis und die Umwelt”, sagt Alunorf-Geschäftsführer Thomas Geupel.
Die neuen Glühöfen werden im 4. Quartal dieses Jahres fertig gestellt und die neue Prozesssteuerung soll dann im Frühjahr 2012 voll funktionieren.
Auch Tests mit Brennstoffzellen
„Und wir werden auch weiterhin nicht nachlassen, uns um die Entwicklung und Einführung der energieeffizientesten Prozesse zu bemühen", betont Geupel.
Ein weiteres aktuelles Projekt bei Alunorf dreht sich um Brennstoffzellen-systeme: Inwiefern können sie eine effiziente und zuverlässige Notstromversorgung sicherstellen und damit die Instandhaltung und Versorgungseinrichtungen eines Industriebetriebs unterstützen? Dies wird anhand einiger Installationen mit Brennstoffzellen bei Alunorf getestet: im Krisenzentrum, in der Feuerwache und der Sanitätsstation. Das Projekt entspringt der Initiative „Brennstoffzellen für Instandhaltung" und ist Teil eines bundesweiten Forschungsprogramms für diese Art Energiesysteme.
Recycling wird ausgeweitet
Da Alunorf seine Prozesswärme teilweise zur Beheizung des nahen Stadtviertels Neuss-Allerheiligen abgibt, mögen sich Anwohner fragen, ob sie künftig weniger Energie bekommen. Geupel: „Nur keine Sorge. Es ist in unserem Umschmelzwerk, einem ganz anderen Betrieb unseres großen Standortes, wo mit modernster Wärmetauscher-Technologie Abwärme gesammelt und weitergeleitet wird, um damit den Heizkomfort der Wohngebäude in dem ganzen Viertel zu gewährleisten - und zwar mit null Emissionen."
Auch die Umschmelzprozesse der Alunorf werden ihren Beitrag zu Klimaschutz und Ressourceneffizienz nochmals steigern, denn ein weiterer Doppelkammer-Ofen - genau wie der erste, der für Hydro im Recyclingzentrum seit Ende 2009 in Betrieb ist - wird jetzt gebaut. Er soll jährlich weitere 50.000 Tonnen lackierter Aluminiumschrotte und gebrauchter Produkte recyceln. Verglichen mit der einmaligen, primären Aluminiumerzeugung erspart dieses „immer neue“ Recycling in der zweiten Ausbaustufe jedes Jahr nochmals Emissionen von 490.000 Tonnen CO2.
Veröffentlicht: 14. Februar 2011